Skulpturale Einheit von Fassade und Dach
Langschlag im Waldviertel (NÖ): Mitten im Grünen ersetzt ein neu errichtetes Wohnhaus den baufälligen Altbestand. Die gegliederte Form des Holzriegelbaus nimmt den Rhythmus der umgebenden Hügellandschaft auf. Dank der Lärchenholzlatten-Verkleidung verschmelzen Wände und Dachkonstruktionen zu einem skulpturalen Ganzen.
Das Ehepaar H. war über viele Jahre in der Gastronomie tätig und bewirtete seine Gäste in einem alten Gutshof. So sehr die beiden ihre Arbeit – und vor allem den wunderbaren Vierkanthof mit seinen wuchtigen Steinmauern – liebten, so sehr sehnten sie sich für ihren „Alterssitz“ nach der haptischen Wärme und Leichtigkeit eines Holzbaus. Das von Horst Zauner (zauner | architektur) geplante Wohnhaus steht auf einem als „erhaltenswertes Gebäude im Grünland“ gewidmeten Areal in der Gemeinde Langschlag (NÖ) und nimmt – gemäß dem Widmungszusatz „Standort“ – zum Teil den Bauplatz des abgetragenen baufälligen Gebäudes ein.
Anders als sein Vorgänger öffnet sich der Neubau längsseitig dem Ausblick Richtung Süden. Im Westen, Norden und Osten wird das Grundstück teilweise von Wald umsäumt. Die Form des Baukörpers lässt sich aufgrund der tief eingeschnittenen Terrasse als Besinnung auf eine regionstypische Gebäudeart, den Waldviertler Dreiseithof verstehen. Das eingeschoßige Wohnhaus ist als Holzriegelbau ausgeführt und präsentiert sich nach außen hin durch eine großzügig verglaste Südfront sowie die vorgelagerte Sonnenterrasse. Augenfälligstes Merkmal ist aber die Lattenfassade aus heimischer Lärche.
Das Wohnhaus gliedert sich in mehrere Trakte. Eine Beton-Stützmauer schirmt den westseitig positionierten Baukörper zur Böschung hin ab. Er enthält Schlafräume, Gästezimmer, Bäder und Haustechnik. Terrassenseitig erweist die vor den Holzriegel gesetzte Sichtziegelwand dem Altbestand ihre Reverenz. Sie ist aus dessen Abbruchmaterial errichtet und setzt einen optischen Kontrapunkt zum Graubraun der Lärchenlatten.
Den Schlaftrakt ebenso wie den Wohntrakt im Osten decken Pultdächer, deren unterschiedliche Neigungen mit den Hangkuppen der Umgebung korrespondieren und die Effizienz der Photovoltaikanlage auf dem Osttrakt optimieren. Mit dem dazwischenliegenden, extensiv begrünten Flachdach des Verbindungstrakts ergibt sich ein Rhythmus von Hoch und Niedrig sowie eine ausgewogene Verteilung der Baumasse.
Formaler Gestaltungswille und konstruktiver Holzschutz
Grundidee der Planung war es, die skulpturale Kraft des gegliederten Baukörpers und seiner Wandöffnungen durch eine einheitliche Lattenverkleidung zu stärken – und somit die klassische Trennung von „Wand“ und „Dach“ aufzuheben. Trotz dieses gestalterischen Vorhabens kam der konstruktive Holzschutz der Fassade nicht zu kurz.
So wurden die Sockelhöhen streng eingehalten, die Lärchenlatten vertikal montiert usw. Abdeckbretter schützen die horizontal ausgerichteten Hirnhölzer vor direkter Bewitterung. Die Fugen zwischen den einzelnen Fassadenelementen sind breit genug, um nach starkem Regen- oder Schneefall eine rasche und vollständige Trocknung zu gewährleisten. Zusätzlich zu diesen Maßnahmen verhindert eine hochwertige Unterspannbahn das Durchfeuchten der konstruktiven Holzbauteile und somit der Dämmung.
Im Gebäudeinneren sorgen präzise gesetzte Öffnungen für optimale Belichtung und inszenierte Ausblicke in die Umgebung. Erwähnenswert: das nordseitige Fenster des Wohntrakts. Seine Rahmung durch ein raumhohes Buchregal ergibt einen Sofa-artigen Rastplatz mit Blick ins Freie.